Es war am 8. Mai 1989 um 6 Uhr morgens als erstmals Musik auf der UKW-Frequenz 96,7 über eine Antenne am Fernmeldeturm in der Nähe des Rosenheimer Bahnhofs zu hören war. „La Bamba“ war der allererste Musiktitel im Programm des neuen Senders „Radio Charivari“.
Am Mikrofon saß damals Dirk Breitfuß und an den Hit von „Los Lobos“ erinnert er sich noch genau. Was er damals gesagt hat, als die rote „On Air“-Lampe im Studio in der Hafnerstraße das erste Mal aufleuchtete, das weiß der langjährige Morgenmoderator und Redaktionsleiter nicht mehr. „Es muss irgendetwas mit ‚Guten Morgen’ gewesen sein,“ erinnert sich Breitfuß schmunzelnd und daran, dass er die Nacht vor dem Sendestart vor lauter Aufregung kaum geschlafen hat.
25 Jahre später sendet Radio Charivari noch immer aus dem gleichen Raum im OVB-Medienhaus. An die Studiotechnik der Anfangsjahre erinnert aber nur noch eine alte Bandmaschine im Eck, die wie ein Museumsstück gepflegt wird. Schon vor Jahren hat Charivari auf digitale Technik umgestellt. Geschnitten wird am Computer, die Musik kommt von der Festplatte und im Nachbarstudio wird seit 2001 mit Radio Galaxy sogar ein zweites Programm produziert. Auch das Sendegebiet hat sich im Vergleich zu 1989 deutlich vergrößert. Mit UKW-Sendern auf dem Dandlberg, in Prien, Wasserburg, Oberaudorf und Rosenheim erreicht Radio Charivari rund 300 000 Menschen in Stadt- und Landkreis Rosenheim. Über Kabel und Internet kommen weitere hinzu.
Heute schalten 110 000 Menschen regelmäßig den Rosenheimer Regionalsender ein, bis zu 20 000 Hörer werden pro Sendestunde erreicht. Gute Hörerzahlen sind wichtig, denn Radio Charivari finanziert sich im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Programmen z.B. des Bayerischen Rundfunks ausschließlich aus Werbung.
Ein Rezept für den Erfolg von Charivari ist die Musikauswahl. „Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, dazu ist Musik viel zu sehr Geschmackssache,“ sagt Studioleiter Andi Nickl, „aber ich denke, wir haben mittlerweile eine Mischung gefunden, die sehr vielen Leuten gefällt.“ „Der beste Mix“ bei Charivari setzt sich aus Klassikern der 60er und 70er Jahre, aus Hits der 80er und 90er Jahre sowie aus aktuellen Titeln und Musik von regionalen Bands zusammen. Damit die Musik passt, wird ständig an ihr gefeilt und die Auswahl mit Umfragen und anderen Tests überprüft.
Die Weltnachrichtenredaktion von Radio Charivari ist rund um die Uhr besetzt und kann auf alle wichtigen Nachrichtenagenturen sowie ein internationales Korrespondentennetz zurückgreifen. Herzstück des Programms ist aber die schnelle, aktuelle und zuverlässige Information aus Rosenheim und der Region, vom Verkehrs- und Blitzerservice über die Eishockey-Liveberichterstattung von Spielen der Starbulls bis hin zu Berichten aus den Stadt- und Gemeinderäten der Region. „Wenn etwas wichtiges passiert, dann können sich unsere Hörer darauf verlassen, dass sie es bei uns erfahren,“ erklärt Andi Nickl die Devise der Redaktion. Von fünf Uhr morgens bis spät in die Nacht und notfalls auch mal rund um die Uhr sorgen acht Festangestellte und eine Reihe freier Mitarbeiter im Funkhaus dafür, dass der Redaktion und damit den Hörern nichts entgeht.
„Wir machen Radio für die schönste Region und das soll man auch hören,“ sagt Andi Nickl. Deshalb setzt man auch im Unterhaltungsprogramm auf lokale Glossen statt auf zugekaufte Comedy. Und Radio Charivari ist wohl der einzige Sender der täglich Nachrichten auf Bairisch sendet.
Wie nah am Geschehen Regionalradio sein kann, hat Charivari im vergangenen Jahr besonders bewiesen. Beim Jahrhunderthochwasser im Mangfalltal waren Charivari-Reporter rund um die Uhr an vorderster Front im Einsatz, um die Bevölkerung ständig informieren und gegebenenfalls auch warnen zu können. „Wenn mit dem Auto kein Durchkommen mehr war, ging’s eben mit dem Radl weiter,“ erinnert sich Andi Nickl. „Mehr als ein Handy und eine dichte Regenjacke braucht man als Radioreporter ja nicht“. Mit einem Smartphone lassen sich Interviews in Studioqualität in Sekundenschnelle in die Sendung übertragen und Fotos oder sogar Videos in die Redaktion schicken. Und das ist wichtig, denn Radio ist mittlerweile mehr als nur gesprochenes Wort. Die Internetseite von Radio Charivari mit programmbegleitenden Informationen wird monatlich von rund 30 000 „Usern“ besucht und auch die sozialen Medien wie Facebook und Twitter spielen eine immer größere Rolle.
In den nächsten Jahren wird auch die Digitalisierung des Radioempfangs ein Thema sein. Im Raum Rosenheim sind allerdings von der zuständigen Bayerischen Landesmedienzentrale noch keine DAB+ - Frequenzen für die lokalen und regionalen Sender ausgewiesen. „Wenn es so weit ist, wird Charivari aber sicher dabei sein,“ verspricht der Studioleiter.